60 Jahre deutsch-französische Freundschaft
Die Partnerschaft des Friedens lädt in die Stadthalle Rheinbach ein
Gerade in der Zeit des aktuellen Kriegs in Europa wollten die Mitglieder der „Partnerschaft des Friedens Rheinbach/Douaumont-Vaux e.V.“ ein Zeichen für den Frieden und den innereuropäischen Zusammenhalt setzen. Der Freundschaftsvertrag, der 1963 von Adenauer und DeGaulle nach einer traurigen Tradition der Kriege unterzeichnet wurde und sich diesen Januar zum 60. Mal jährt, bot hierfür den würdigen Anlass. Unser Verein und die Französischkurse des Städtischen Gymnasiums luden mitunter hochrangige Gäste aus Frankreich und Deutschland nach Rheinbach ein.
Unter ihnen waren zum Beispiel aus dem Departement Grand-Est Samuel HAZARD (Bürgermeister von Verdun), Jean François THOMAS (Vizepräsident von Grand Verdun, stellvertretender Bürgermeister von Verdun, Präsident des Fremdenverkehrsamtes von Grand Verdun), Joël NOGIER Direktor des Fremdenverkehrsamts von Grand Verdun, Claude ANTION (Bürgermeister von Thierville Sur Meuse), Armand Falque (Bürgermeister von Douaumont-Vaux), Olivier Gérard (Direktor der Stiftung des Beinhauses Verdun), Guillaume ROUARD Leiter der Gebietseinheit „Argonne“ für das Office national des Forêts und Emilie MAURICE (Leiterin der Gebietseinheit „Schlachtfeld“ für das Office national des Forêts). Mit dem Thalys aus Paris war Franck Joffo mit seiner Frau Alexandra Joffo angereist.
Nach einem Empfang im Rathaus wurden die französischen Gäste mit und von Rheinbacher Bürgerinnen und Bürgern durch ihre Stadt geführt, natürlich auf Französisch. Anschließend traf man sich in der Stadthalle Rheinbachs wieder und nahm gemeinsam ein typisch deutsches Abendessen ein. Später wurde dort ein buntes Programm geboten, das die Chronologie der deutsch-französischen Geschichte ab 1794 bis heute abbildete. Im Zuge dessen erzählte zum Beispiel Stadtarchivar Dietmar Pertz humoristische Anekdoten aus der Besatzungszeit des Rheinlands durch die Franzosen. Der Bürgermeister Armand Falque aus Douaumont-Vaux und der Direktor der Stiftung des Beinhauses bei Verdun erklärten im Interview mit Noah Schmidt-Taube und Kea Coersmeier die besondere Bedeutung des Gebiets um Verdun im ersten Weltkrieg und sprachen sich deutlich für die Friedensarbeit vor allem mit Jugendlichen aus.
Im Hintergrund sah man die Bilder der Begegnungen und Baumpflanzaktionen, die die Jugendlichen in beiden Ländern als Zeichen für die Freundschaft mit der Partnerschaft des Friedens durchgeführt hatten. Herr Killinger der Firma Masterkitchen gab hierzu ein weiteres modernes Beispiel: Er stellte via Beamerpräsentation Auszüge aus den durch die Jugendlichen selbst erstellten virtuellen Rundgängen durch die Gedenkstätten Verduns vor. Ein Höhepunkt war schließlich das Gespräch mit dem eigens aus Paris angereisten Franck Joffo, Sohn des Schriftstellers Joseph Joffo, der aus dem Roman seines Vaters vorlas. Der autobiografische Text handelt von zwei Jungen, die im Zuge des 2. Weltkriegs vor den Nazis flüchten müssen und wurde im Vorfeld von den Französischkursen des SGR gelesen und bearbeitet. Via Padlet wurde dabei der Weg der jüdischen Kinder quer durch Frankreich digital nachgezeichnet und mit Monologen, Tagebucheinträgen, Zeichnungen und Vertonungen der Schüler*innen angereichert.
Eine Ausstellung im Saal zeigte begleitend die herausragenden Ergebnisse der Französischlernenden. Rheinbacher Familien hatten als Gastgeschenk für Herrn Joffo gemeinsam mit Glaskünstler Schmerder der Kristallerie Schönberg eigens Glasmurmeln gedreht in den deutsch-französischen Farben und Kerzen verziert, die wie Friedenslichter in die Welt hinausgetragen werden sollten. Abschließend beleuchtete Philipp Lerch der Konrad Adenauer Stiftung die Aussöhnung der beiden Länder durch den Elyséevertrag und betonte die Bedeutung der Partnerschaft von Frankreich und Deutschland heute und in Zukunft. Musikalisch untermalt wurde die Soirée durch das Chansonduo „Toi et Moi“. Viele Vereine und Institutionen begleiteten die Soirée durch das Schmücken ihrer Schaufenster und das Anbieten von Lese- und Bastelworkshops im Vorfeld (Bücherei Sankt Martin), Themenständen mit Büchern zum Kauf vor Ort (Buchhandlung Kayser), das Erstellen der Plakate (Kulturamt Rheinbach), das Drucken der Plakate (Rheinbach Liest), das Vorstellen der Partnerschaften in Frankreich (Glasfachschule Rheinbach/Paris, Partnerschaftsverein Rheinbach/Villeneuve-lez-Avignon).
Ein umfangreiches Fest fand also statt, bei dem vor allem nicht nur die Vorarbeit der Bürgerinnen und Bürger beeindruckte, sondern auch der souveräne Auftritt junger Menschen auf der Bühne und die teils exzellenten Sprachkenntnisse, so wurden nämlich auch alle Redebeiträge spontan auf deutsch bzw. französisch paraphrasiert. Ein tolles Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft und den europäischen Frieden, das ohne die großzügige Unterstützung des deutsch-französischen Bürgerfonds nicht zu ermöglichen gewesen wäre. Am Folgetag besuchten die Mitglieder des Vereins noch mit den französischen Gästen gemeinsam das Glasmuseum und das Naturparkzentrum am Himmeroder Hof, bevor alle glücklich und zufrieden die Heimreise antraten.